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AHIMSA - Dein Yoga Lebensprinzip

AHIMSA!

Nein zum Krieg. Ja zum (inneren) Frieden.

In diesem Blogbeitrag erfährst Du mehr über Ahimsa, das yogische Prinzip der Gewaltfreiheit und Rücksichtnahme. Die inkludierten Reflexionsimpulse mögen helfen, Achtsamkeit, Einsicht, Gelassenheit und Mitgefühl – Deinen inneren Frieden zu entfalten und einen gewaltfreien Umgang mit Dir Selbst und allem Leben zu kultivieren. Gerade auch in Kriegszeiten darfst Du dafür sorgen, dass es Dir gut geht! Dein Yoga unterstützt Dich dabei, Ahimsa im täglichen Leben zu praktizieren. Zu guter Letzt erörtere ich, warum der Weg des Yoga, der zu tiefer Selbsterkenntnis und geistiger Freiheit führen kann, auch politisch ist.

Plädoyer für einen Perspektivenwechsel in den Medien

Offenbar gilt in den meisten Medien nach wie vor „only bad news are good news“. Nach zwei Jahren Corona-Berichterstattung schlachten viele Medien mit dem völkerrechtswidrigen Krieg, den der Präsident der russischen Föderation, Wladimir Putin, in der Ukraine begonnen hat, das nächste Thema aus, das Misstrauen, Unsicherheit und Angst verbreitet.

Wie wäre es mit einer Berichterstattung, die den Blick auf das Verbindende und all das Gute im Menschen und in der Welt lenkt, das immer auch da ist?

Als ich noch an der Universität geforscht, gelehrt und mich zivilgesellschaftlich für „eine bessere Welt“ engagiert habe, war täglicher Nachrichtenkonsum selbstverständlich. Vor acht Jahren habe ich mich entschieden, die tendenziös unguten Nachrichten nur mehr in geringen und wohlgewählten Dosen zu konsumieren. Fernseher habe ich schon lange keinen mehr. Meist gibt es ohnedies nichts wirklich Neues: Personen, Orte und thematische Schwerpunkte sind austauschbar. Zudem langweilt bzw. ärgert mich die ego-getriebene Selbstdarstellung, dieses „wer hat den Längeren“-Pingpong in Diskussionsrunden, ähm Talkshows – sowie der Realpolitik: Fundiert und sachlich zu argumentieren, dem Anderen  zuzuhören, die hinter Konflikten liegende Bedürfnisse und Interessen zu klären und lösungs-, gar konsensorientiert zu diskutieren und zu verhandeln, scheint eine Kunst, welche die wenigsten Menschen beherrschen (wollen).

Spüre einen Moment in Dich hinein: Wie fühlt es sich an, wenn Du Deinen Geist permanent mit den Schattenseiten des Menschseins fütterst – ohnmächtig, verzweifelt, hoffnungslos, traurig, deprimiert, verärgert, zornig,... ? Was macht das mit Dir und Deiner Einstellung zur Menschheit? Ist es hilfreich für eine vertrauensvolle, wohlwollende und zuversichtliche, lebensfrohe innere Haltung?

DIE WAFFEN NIEDER

Wenn Omnipotenzphantasten wieder einmal ungeachtet des Kollateralschadens Krieg spielen, schweres Gerät fordern und als Kriegsmittel die systematische Vergewaltigung der Frauen eingesetzt wird, ist es Zeit, klar STOP zu sagen: Frauen, organisiert Euch, setzt friedliche Aktionen und holt Eure Jungs und Männer da raus. Jetzt!

"Der Friede ist zu wichtig, um ihn den Männern allein zu überlassen" (Johanna Dohnal). Passend dazu der deutsche Schriftsteller Erich Kästner mit seiner „Fantasie für übermorgen“:

„Und als der nächste Krieg begann da sagten die Frauen: Nein
 | und schlossen Bruder, Sohn und Mann fest in der Wohnung ein. | Dann zogen sie in jedem Land wohl vor des Hauptmanns Haus | und hielten Stöcke in der Hand und holten die Kerls heraus. | Sie legten jeden über's Knie der diesen Krieg befahl: | die Herren der Bank und Industrie, den Minister und General. | Da brach so mancher Stock entzwei und manches Großmaul schwieg.
 | In allen Ländern gab's Geschrei, doch nirgends gab es Krieg. | Die Frauen gingen dann wieder nach Haus | zu Bruder und Sohn und Mann und sagten ihnen: der Krieg sei aus. | Die Männer starrten zum Fenster hinaus und sahen die Frauen nicht an...“

Die vergessenen Kriege

Derweil dreht sich die Eskalationsspirale von wahrgenommener, erlebter und ausgeübter Gewalt und – ? gerechtfertigter ? – Gegengewalt munter weiter. Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung der Uni Hamburg (AKUF) listet für das Jahr 2020 insgesamt 25 Kriege auf (Jahr des Kriegsbeginns in Klammer): Äthiopien (2020), Kamerun (2018), Kongo (2005), Mali und Burkina Faso (2012), Mosambik (2019), Nigeria (Boko Haram, 2009), Somalia (1988), Zentralafrikanische Republik (2006), Afghanistan (1978), Ägypten (2013), Armenien/Aserbaidschan (2020), Irak (1998), Jemen (IS 2010; Huthi 2014), Libyen (2011), Syrien (2011), Türkei (Kurden, 2004), Indien (Kaschmir, 1990; Naxaliten, 1997), Myanmar (Ostmyanmar, 1948; Westmyanmar, 2016), Philippinen (Mindanao und NPA 1970), Kolumbien (1964) sowie Ukraine (2014).

Friedensprojekt Europa!?

„Die Waffen nieder“, Aufruf und Titel des Romans der Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1889), ist aktueller denn je.

Angesichts des Krieges in der Ukraine sind Aggressor und Opfer identifiziert; Freund und Feind getrennt. Es scheint mir ein fataler Fehler zu sein, im Kampf der Ideologien pauschal ein ganzes Land zu ächten und alle Beziehungen abzubrechen.

Die Europäische Union demonstriert Geschlossenheit, Stärke – und Kriegsfähigkeit als vermeintlichen Ausdruck politischer Souveränität. So schreitet die Militarisierung der Politik in Europa voran. Aufrüstung als Lösung!? STOPP!!!

Krieg ist kein Schicksal, sondern von kranken Menschen gegen Menschen gemacht – und kann von Menschen verhindert werden! Mahatma Ghandi meinte „Auge um Auge – und die ganze Welt wird blind sein“. Oder, um es mit Albert Einstein zu formulieren: "Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind".

Bitte an die Friedensforscher*innen: Her mit Studien, die belegen, wie zivilgesellschaftliche Kräfte unterstützt werden können und welche gewaltfreien Aktionen sich als besonders geeignet erweisen, damit die Kriegstreiber*innen zur Besinnung kommen.

Wenn das Nein zum Krieg, Hilfsaktionismus sowie Solidaritätsbekundungen mit ukrainischen Flüchtlingen nicht in erster Linie der eigenen Imagepolitur dienen sollen, sondern ernst gemeint sind, könnte etwa der Fokus auf die Unterstützung russischer und ukrainischer Friedensaktivist*innen gesetzt und mit der Reduktion des eigenen Energiekonsums nicht nur die Abhängigkeit von Russland reduziert, sondern auch ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

Mit-Leid hilft niemanden

Wenn um Deine Hilfe gebeten wird, unterstütze andere Menschen wo Du kannst bzw. wenn es sich für Dich stimmig anfühlt. Doch Achtung: Gut gemeinte Hilfe ist nicht immer hilfreich – und übergriffig, wenn Du Dich ungebeten einmischt. Erkenne, dass Du das Problem bist, dass Du wegen Deinem unguten Gefühl intervenierst, weil Du die Dinge nicht annehmen kannst, wie sie sind. Frage Dich, ob hinter Deinem Engagement ein Helfersyndrom liegt und Du aufgrund Deines mangelnden Selbstwertes Anerkennung und Dankbarkeit im Außen suchst oder ob Du einfach nicht nein sagen kannst.

Organisationen, die professionell und effektiv Katastrophenhilfe bzw. adäquate Hilfe zur Selbsthilfe sowie Versöhnungsarbeit leisten und dabei auf Erfahrung, wissenschaftliche Erkenntnisse und Netzwerke zurückgreifen können, freuen sich über Deine Unterstützung.

Leid (Dukkha) ist Teil des Lebens

Du kannst Schmerz, Leid nicht immer verhindern – das ist Teil des Lebens. Was Du sehr wohl kannst, ist Dich zu entscheiden, ob Du durch Deine Reaktion darauf Dein Leid, Anspannungen, Gereiztheit, Sorgen und Ängste noch weiter verstärkst: Höre auf, ungute Gedanken, Emotionen und Verhaltensmuster weiter zu nähren.

Mache Dir bewusst, was im Hier und Jetzt wesentlich ist und lenke Deinen Fokus immer wieder darauf.

Sei dankbar, für alles was Du hast und als selbstverständlich nimmst.

Kultiviere Achtsamkeit, Wohlwollen, Vertrauen, Gelassenheit, Zufriedenheit und Lebensfreude!

Am Yogaweg übst Du, Dich möglichst unaufgeregt und innerlich klar den Herausforderungen des Lebens zu stellen und wo nötig, adäquat zu handeln.

AHIMSA – Dein Yoga Lebensprinzip

Auf dem achtgliedrigen Yogapfad ist Ahimsa das erste ethische Prinzip der 10 Verhaltensrichtlinien im Umgang mit unserer Mitwelt und mit uns selbst (yama und niyama; Patanjalis Yogasutra, 2.30).

Ahimsa meint nicht nur die Abwesenheit von Ungerechtigkeit, physischer und psychischer Gewalt. Ahimsa bedeutet, keinem Lebewesen zu schaden bzw. ein Leid zuzufügen: weder in Gedanken, Worten noch in Taten. Ahimsa impliziert Achtsamkeit, Rücksichtnahme und eine freundliche zugewandte, innere Haltung – und dies beginnt bei Dir selbst!

Wenn Du Frieden in der Welt willst, beginne bei Dir selbst! @ DR. PETRA GRUBER YOGA

Frei nach Martin Luther King Jr. „Be the peace you want to see in the world“, ein Zitat das sich auch beim kürzlich verstorbenen buddhistischen Meditationslehrer Thich Nhat Hanh findet.

Wahrnehmen, zulassen, loslassen

Achtsamkeit bedeutet den jetzigen Moment bewusst und akzeptierend zu erfahren, zu erleben. Kannst Du die Dinge möglichst unvoreingenommen und urteilsfrei wahrnehmen wie sie sind? Kannst Du sie bejahend annehmen – in Frieden damit sein?  Lass den inneren Widerstand gegen das was und wie es im Augenblick ist, los. Es ist nun so, ob Dir das passt oder nicht.

Damit wir uns nicht missverstehen: Das bedeutet nicht Gleichgültigkeit, Leugnung, Verdrängung oder nicht klar Nein sagen zu können, sondern vielmehr innezuhalten und genau hinzuschauen, hinzuhören, hinzuspüren: Lerne, Deine Gedanken und Emotionen wahrzunehmen und mit ihnen zu sein, zu dem durchzudringen, was dahinter liegt. Damit ist mehr gemeint, als diese „nur“ zu beobachten: integrieren statt ausagieren und bewusst zu entscheiden, ob und wie Du darauf antworten möchtest.

Wo bzw. wann bist Du mit Dir selbst unzufrieden?

Was denkst Du über Dich selbst, über Deinen Körper, Deinen Geist, über Dein Leben?

Was fühlst Du dabei? Wo im Körper fühlst Du es? Wie fühlt es sich an?

Wie begegnest Du Deinen „Schattenseiten“? Mit Verurteilung, Ablehnung und Unterdrückung oder wohlwollend, mitfühlend und akzeptierend?

Kannst Du Dich selbst wertschätzend annehmen, so wie Du jetzt bist?

Innerer Frieden oder Unfrieden – Du hast die Wahl

Wie schwer oder leicht es fällt, großzügig, wohlwollend gegenüber Menschen mit divergierenden Ansichten und Interessen zu bleiben, konnte jede und jeder von uns in den letzten beiden Jahren intensiv erkunden.

Mit wem warst bzw. bist Du vielleicht immer noch in Unfrieden?

Was denkst Du über ihn/sie?

Wie fühlt es sich an?

Was genau lehnst Du an diesem Menschen ab?

Und was hat das mit Dir zu tun? Was spiegelt Dir dieser Mensch? Was unterdrückst Du, was "darfst" Du nicht sein oder wie möchtest Du sein?

Kannst Du Dich dem Gedanken öffnen, dass jeder Mensch sein Bestes gibt? Auch Du selbst?

Kannst Du anderen Menschen und der Welt erlauben, genauso so zu sein wie sie jetzt sind?

Om shanthi, shanthi, shanthi

Im yogischen Friedensmantra tönen wir zum Om, dem harmonisierenden Klang des Lebens, der für alles steht, was war, was ist und was sein wird, dreimal shanthi: Frieden mit Dir selbst, Frieden mit Deinen Mitmenschen und Frieden mit allem Leben.

Krieg ist kein Naturgesetz und nicht heldenhaft

Krieg ist weder ehrenvoll, noch ruhmreich. Krieg ist, wie jede Form von Gewalt und Missachtung des Lebens, menschenunwürdig. Krieg ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Krisenprävention und zivile Konfliktbearbeitung, ein menschlicher Sicherheitsbegriff und starke multilaterale, inkludierende Institutionen sind bekannte Alternativen zu einem erneuten Wettrüsten.

Abgesehen von der menschlichen Tragödie und der Umweltvernichtung spart vorbeugendes, pro-aktives Handeln auch Milliarden Euro ein, die wiederum zur Förderung nachhaltiger Entwicklungen und einer Kultur des Friedens verwendet werden können.

Achtsamkeit macht Schluss mit dem Affenzirkus

Rücksichtslosigkeit, Maßlosigkeit, Gier und Neid, Enttäuschung, Frust, Verbitterung, Unzufriedenheit, Unsicherheit, Ängste, Ablehnung, Misstrauen, Gereiztheit, Zorn und Aggressivität entstehen im Kopf – und unsere Gehirnstrukturen und Nervenbahnen sind zeitlebens veränderbar. Das ist die gute Nachricht!

Wir Menschen können anders! Frieden ist möglich. Wir müssen uns „nur“ für mehr Achtsamkeit entscheiden, (Selbst-)Mitgefühl und Gleichmut entfalten wollen und uns beständig in einer lebensbejahenden, inneren Grundhaltung üben.

Geistige Klarheit und innerer Frieden sind Anker- und Ausgangspunkt für individuelles Wohl-Sein und adäquates, gewaltfreies Handeln – im Alltag wie im zivilgesellschaftlichen Engagement, in Wissenschaft und Technik, in Wirtschaft und Politik.

Im Vertrauen an unsere Menschlichkeit und Madiba's Gewissheit: "Wir werden eine Gesellschaft errichten, in der alle (...) aufrecht gehen können, ohne Angst in ihren Herzen, in der Gewissheit ihres unveräußerlichen Rechtes der Menschenwürde, (...) im Frieden mit sich selbst und mit der ganzen Welt." (Nelson Mandela)

Der Weg des Yoga ist politisch!

Als ehemalige Weltverbesserin erachte ich heute eine klare, wohlwollende und akzeptierende innere Haltung für zentral. Für die meisten von uns ist es Lebensaufgabe genug, sich um den inneren Zustand, das eigene gelingende Leben zu kümmern.

Als soziales Wesen bzw. im Kontext der Verbundenheit allen Lebens empfinde ich angesichts von Menschen- und Völkerrechtsverletzungen, von Umweltzerstörung und Klimaveränderung eine darüber hinausreichende politische Verantwortung im Hinblick auf die Folgen des eigenen Handelns bzw. Unterlassens.

Fast alles Handeln, auch wenn es privat erscheinen mag, ist politisch: Unser Wertesystem und die Wahl unseres Lebensstils haben immer Auswirkungen auf die Mitwelt. So gesehen ist auch die Entscheidung für den Weg des Yoga oder andere Achtsamkeitspraktiken politisch.

Lokah Samastah Sukhino Bhavantu

Mögen alle Wesen überall in Harmonie verbunden, glücklich (im Sinne von zufrieden) und wohl-sein (frei von Leid).

Mögen wir über Ideologie-Konflikte, Destruktivität und Grausamkeit, über größenwahnsinnige Gier nach Macht, Profit und den Zugang zu Ressourcen ebenso hinauswachsen, wie über Rechthaberei und kleingeistiges Streben nach dem eigenen Vorteil zulasten unserer Mitwelt.

Mögen die gegenwärtigen Knappheiten und Preissteigerungen einen Paradigmenwechsel und eine sozialökologische Transformation befördern.

Möge dieser Krieg Auftakt für eine neue europäische und weltweite Friedensordnung sein.

Mögen wir bereit sein für Kooperationen auf Augenhöhe, auf Basis geteilter Werte und gemeinsamer Herausforderungen – in Anerkennung der Verbundenheit allen Lebens.

Mögest Du inneren Frieden und Freiheit erfahren.

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P.S.: Wenn Du Dich über die für mich ungewohnt vielen Zitate im Text wunderst – selbstverständlich bin ich wieder selbst bis an den Grund getaucht. Dieser Blogbeitrag war im Kontext meiner Geschichte allerdings eine besondere Herausforderung. Ich habe mir Unterstützung gegönnt und verneige mich mit den Zitaten in Dankbarkeit vor mich beeindruckenden Persönlichkeiten.

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Foto: Joshua Sukoff auf Unsplash